Lernmedien

1. Merkmale und Funktionen von Lernmedien

Medien sind allgemein Vermittler von Informationen. Bei den Lernmedien handelt es sich speziell um Kommunikationsmittel, die zur Vermittlung von Lerninhalten verwendet werden. Die Konzeption der Lernmittel berücksichtigt lernpsychologische, pädagogische und didaktische Aspekte.

Bei der Auswahl der Lernmedien ist darauf zu achten, welche Form der Informationsaufnahme vom Lernenden jeweils bevorzugt wird.

Je nachdem mit welchen Sinnen die Informationen aufgenommen werden, unterscheidet man zwischen auditiven Medien (Sprache, Geräusch, Musik), visuellen Medien (Texte, Bilder, Grafiken), olfaktorischen Medien (Geruchsproben, Muster), haptischen Medien (Originalgegenstände, Muster) und audiovisuellen Medien (Theater, Film, bewegte Bilder). Die Auswahl des geeigneten Mediums hängt aber nicht nur von der Aufnahmefähigkeit des Lernenden ab, sondern auch von der Art der Information, die man transportieren möchte.

Neben der Informationsfunktion verfügen die Lernmedien über weitere für den Lernprozess wichtige Funktionen. So kann die eigentliche Information durch den Einbezug von Grafiken und Bildern besser veranschaulicht und damit ihre Aufnahme erleichtert werden. Lernmedien haben somit eine Darstellungsfunktion. Des Weiteren können über Lernmedien auch Prozesse abgebildet und Entwicklungsverläufe vorweggenommen werden. Gerade vor dem Hintergrund eines sich immer schneller wandelnden Wissensbestands nimmt diese Simulationsfunktion der Lernmedien mehr und mehr an Bedeutung zu. Die Qualität eines Lernmediums hängt weiterhin davon ab, ob und inwieweit es ihm gelingt, den Lernenden durch eine verständliche und ansprechende Darstellung bzw. systematische Darbietung des Lernstoffs zu einer eigenständigen Beschäftigung mit dem Thema zu bewegen. In diesem Sinne besitzen die Lernmedien eine Motivationsfunktion. Ein ideales Lernmedium sollte darüber hinaus nicht nur den Könnensstand bzw. die Aufnahmefähigkeit des Lernenden berücksichtigen, sondern sich auch an dessen Entwicklung anpassen können. Hierbei handelt es sich um die Anpassungsfunktion des Lernmediums. Schließlich sollte das Lernmedium auch die Hilfsmittel zur Verfügung stellen, die zur Lösung von Aufgaben benötigt werden (Formeln, Übersetzungshilfen). Lernmedien verfügen somit über eine Instrumentfunktion.

2. E-learning und Blended learning

Gerade im Zusammenhang mit den erweiterten Möglichkeiten, die sich aufgrund der Entwicklung der Informationstechnologie bieten, werden zunehmend Lernmedien eingesetzt, die unterschiedliche Lernmedien miteinander kombinieren, wobei vor allem die audiovisuellen Medien an Bedeutung gewinnen. Neben der Vermittlung der Lerninhalte wird dabei gleichzeitig der Umgang mit dem Lernmedium selbst zu einem Lernziel.

Der Einsatz der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zu Lernzwecken wird als E-Learning bezeichnet. Dabei greift das E-Learning die Möglichkeiten von Multimedia und Hypertext auf.

Bei Multimedia spielt neben der gleichzeitigen Verwendung mehrerer Medien – es handelt sich zumeist um die Kombination von sogenannten statischen, zeitunabhängigen (Text, Bilder) und dynamischen, zeitabhängigen Medien (Ton, Video) die Interaktivität eine große Rolle. So besitzt der Nutzer die Möglichkeit, Inhalte selbst zu wählen, neu zu strukturieren und mit dem Medium in Kommunikation (z.B. Frage-Antwort-Dialoge) zu treten. Ein weiteres allgemeines Kennzeichen von Multimedia ist, dass die benutzten Medien auf einem Gerät zusammen dargeboten werden und über ein einheitliches Speichermedium verfügen. In diesem Sinne ist ein weiteres Merkmal von Multimedia, dass die Daten digitalisiert werden.

Unter Hypertext werden Texte verstanden, die Verknüpfungen enthalten, über die man zu anderen Texten gelangen kann. Diese können z.B. zur Erläuterung von Begriffen genutzt werden. Durch Hypertext kann die lineare Textstruktur umgangen werden. Die Verbindung von Hypertext und Multimedia, d.h. die Verlinkung auf audio-visuelle Elemente wird als Hypermedia bezeichnet.

Unter E-Learning werden eine Reihe unterschiedlicher Verfahren zusammengefasst, die auf verschiedene Weise die Möglichkeiten von Multimedia, Hypertext und das Internet nutzen. Die Verfahren differenzieren sich vor allem hinsichtlich ihrer Kommunikationsstruktur und der Dozentenpräsenz.

Beim CBT (Computer Based Training) handelt es sich um Lernprogramme, die vom Lernenden zeit- und raumunabhängig genutzt werden können und bei denen der Lernende nicht in einem unmittelbaren Austausch zum Lehrenden bzw. zu anderen Lernenden steht. Als Speichermedium für das Lernprogramm wird dabei zumeist eine CD-ROM eingesetzt. Das CBT stellt somit eine nichttutorielle Form des E-Learning dar, bei dem das Selbststudium im Vordergrund steht.

Im Unterschied zum CBT, bei dem die Lerninhalte zumeist auf CD zur Verfügung gestellt werden, nutzt das so genannte WBT (Web Based Training) die Möglichkeiten des Internets und bietet somit vielfältige Formen der Kommunikation (Mail, Chats, Diskussionsforen) zwischen dem Lernenden und dem Dozenten bzw. Tutor.

Eine weitere Form des E-Learning stellt das „Virtuelle Klassenzimmer“ dar. Hierbei sind die Teilnehmer über das Internet miteinander verbunden und lernen gemeinsam. Sicht-, Sprech- und Hörverbindungen sind gegebenenfalls möglich und der Kontakt zum Dozenten ist permanent gegeben.

Die Betonung des sozialen Aspekts des Lernprozesses steht auch bei der Web Based Collaboration im Vordergrund. In einer Lerngruppe von drei bis sechs Personen arbeiten die Lernenden im Internet an einer Lernaufgabe zusammen. So verfolgen sie gemeinsam ein Ziel und lernen voneinander. Ein Tutor steht der Gruppe auf Wunsch bei und die Ergebnisse können einer größeren Gruppe präsentiert werden.

Eine Mischung von E-Learning und traditionellen Lernpraktiken stellt das Blended Learning (integriertes Lernen) dar, das teilweise auch als hybrides Lernarrangement bezeichnet wird. Hierbei wird versucht, herkömmliche Schulungen (Präsensseminare), individuelles und kooperatives, selbstgesteuertes und lehrergesteuertes Lernen miteinander zu kombinieren. Die jeweiligen Anteile können zeitlich, inhaltlich und mengenmässig beliebig variiert werden. Blended Learning geht davon aus, dass E-Learning herkömmliches Lernen nicht in jeder Hinsicht ersetzen kann. So lässt sich z.B. nicht die gesamte für den Lernprozess notwendige Kommunikation virtualisieren. Soziale Kontakte, die auf einer Face-to-Face-Beziehung beruhen, sind für das Lernen unabdingbar. Auch bietet das Blended Learning eine größere Flexibilität als das auf Standardisierung ausgerichtete E-Learning.


 

 

Gepr. Berufspädagoge, Aus- u. Weiterbildungspädagoge, Ausbildung der Ausbilder IHK